Die Gründung des Vereins
In den 1930er Jahren war Wieblingen noch ein richtig ländlicher Ort. Wer nicht ganz von der Landwirtschaft lebte, der bebaute neben seinem Beruf noch ein eigenes Grundstück oder ein sogenanntes Pachtäckerle, denn Gelände gab es damals noch genug. Mancher berufstätige Familienvater war gezwungen, ein Stück Land zu bebauen um seine Familie ernähren zu können. Das war mit ein Grund warum damals Eigenheime und Wohnungen im Stile einer Siedlung gebaut wurden. Zu jedem Ein- oder Zweifamilienhaus gehörte ein kleiner Stall und ein kleiner Garten von zwei bis drei Ar, oft auch noch ein Pachtäckerle. Als dann ab 1933 alles staatlich bewirtschaftet wurde, bekam der Einzelne kein Saatgut und auch keine Düngemittel mehr, denn nach ihrer Machtübername begannen die Nationalsozialisten mit der Gleichschaltung des landwirtschaftlichen Organisationswesens. Mit dem „Gesetz über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährstandes“ vom 13. September 1933 wurden schließlich alle in der Landwirtschaft, in der Fischerei und im Gartenbau tätigen Personen und Betriebe, die gleichgeschalteten Verbände und die Landwirtschaftskammern zwangsvereinigt. Mit einer Fülle von Gesetzen und Vorschriften versuchte die Hauptabteilung „Markt“ die gesamte landwirtschaftliche Marktordnung zu regeln. Dazu gehörten die Kontrolle der Markt- und Preisverhältnisse, die Regelung der Einfuhren, die Erfassung der inländischen Produktion und deren Verteilung im Reichsgebiet. Durch den Anschluß eines Vereines an den Reichsbund der Kleingärtner war es also möglich, all die fehlenden Dinge zu bekommen. Man war also gezwungen einen Verein zu gründen.
30. November 1941
Laut einer Abschrift des Gründungsprotokolls wurde der Verein am Sonntag, dem 30. November 1941 gegründet. Das Gründungsprotokoll hatte den folgenden Wortlaut: „Wir unterzeichneten Kleingärtner versammelten uns mit anderen Kleingärtnern am 30. November 1941 im Lokal zum Pflug zur Gründung des Kleingärtnervereins Heidelberg-Wieblingen. Wilhelm Schweikert wurde vom Kreis- und Stadtgruppenführer Herrn Diebolder, Gartenbaudirektor zum Vereinsleiter bestimmt und von der Versammlung einstimmig gewählt. Ebenso wurden die Einheitssatzungen vom 30. November 1941 einstimmig angenommen. Herr Schweikert besitzt Vollmacht, den Verein beim Amtsgericht in Heidelberg anzumelden und auch denselben zu vertreten“. Unterzeichnet wurde das Gründungsprotokoll von Oskar Bergmann, Michael Kellermann, Karl Diebolder, Karl Nickel, Ludwig Bender, Michael Kettner, Isidor Schüßler, Hans Feuerstein, Elisabeth Voss, Anna Weber und Georg Zimmer Junior. Die genannten elf Personen sind also die Gründungsmitglieder. Den Gasthof zum Pflug gibt es heute nicht mehr. Es ist das Eckhaus Mannheimerstraße / Klostergasse gegenüber der Thadden-Schule.
Eine Abschrift des Gründungsprotokolls
vom 30. November 1941
1940-1979
Offiziell eingetragen wurde der Verein auf den Namen „Kleingärtnerverein Heidelberg-Wieblingen e.V.“ am 26. Januar 1942. Infolge dessen nahm die Mitgliederzahl rasch zu. Auch gab es Leute die sich um einen Garten bewarben. Aber es gab keine Gartenanlage, die dem Verein gehörte. Die Stadtverwaltung tat sich schwer, ein geeignetes Gelände zu finden bzw. zur Verfügung zu stellen. Das Drängen des Vereines nach einer Dauerkleingartenanlage zog sich über Jahre hinweg. Erst als in den Jahren 1946-1947 der Zustrom der Heimatvertriebenen und die Heimkehr der Kriegsgefangenen kam, wurde die Nachfrage nach Gärten immer dringender, es mußte eine Lösung gefunden werden. Ein Gelände, welches damals der Autobahnverwaltung Frankfurt/Main gehörte, wurde 1946 von der Stadtverwaltung in Pacht genommen. Es befand sich am damaligen Sandbuckel im Gewann „Gabel“, mit 3,52 Hektar. Dieses Gelände wurde dann von der Stadtverwaltung an den Kleingärtnerverein unterverpachtet. Auch wenn es keine Daueranlage war, so konnten doch im Juni 1948 dreiundneunzig Familien einen Garten bekommen. Um die Erschließung dieses Geländes, sowie die Beschaffung von Saatgut, Geräte und Düngemittel, und um den Bau einer behelfsmäßigen Wasserleitung hat sich der damalige erste Vorsitzende Gartenfreund Wilhelm Schweikert ganz besonders verdient gemacht. Das machte er, obwohl er im fortgeschrittenen Alter und schwerkriegsversehrter aus dem ersten Weltkrieg war.
Auch die Währungsreform am 20. Juni 1948 ging nicht spurlos am Verein vorüber. Sorgen bereitete dem Verein auch der Konkurs einer Verkaufsgenossenschaft, bei der der Verein Mitglied war. Als man nach der Währungsreform auf dem freien Markt wieder alles kaufen konnte, ging die Zahl der Mitglieder wieder zurück. Trotzdem wurde die Nachfrage nach Gartengelände immer lauter. Es sollte aber noch sehr lange dauern bis eine weitere Gartenanlage dazukam. Erst 1964 bis 1966 wurde in Wieblingen das neue Friedhofsgelände im Gewann „Leimer Loch“ erschlossen und zum „Neuen Friedhof“ ausgebaut. Aufgrund der regen Nachfrage nach Kleingärten wurde ein Teil des erschlossenen Friedhofgeländes dem Verein im Jahr 1967 als Kleingartenanlage zur Verfügung gestellt. Zunächst entstanden 47 Kleingärten, die sofort an die dort in der Nähe wohnenden Familien weiter verpachtet wurden. Durch den Bau des Main-Neckar-Schnellweges (A5) mußte die Trasse der B37 und die Trasse der OEG verlegt werden. Mit dem dadurch frei gewordenen Gelände konnte die Anlage „Am neuen Friedhof“ um 16 Gärten erweitert werden. Somit umfasst die Anlage 63 Kleingärten. Im Jahr 1972 stellte die Stadtverwaltung Heidelberg im Gewann Hauhecke ein Gelände für neun Kleingärten und zwei Jahre später 1974 dann noch einmal an gleicher Stelle ein Gelände für sechs Kleingärten zur Verfügung.
1980-1999
Im Versammlungsprotokoll zur Hauptversammlung am 15. Februar 1981, das an das Vereinsregistergericht gesandt wurde, findet sich unter Punkt 10 der Tagesordnung der folgende Eintrag: „Änderung der Satzung: Durch einstimmigem Beschluß der Mitglieder der Hauptversammlung am 15. Februar 1981 soll der Verein nicht mehr als Kleingärtnerverein Heidelberg-Wieblingen im Vereinsregister, sondern auf dem Namen Kleingartenverein Heidelberg-Wieblingen geführt werden. Wir bitten um nachstehende Änderung im Vereinsregister. Gezeichnet: Albrecht, 1. Vorsitzender und Gipp, Schriftführer“.
Am 30. November 1981 jährte sich das Gründungdatum zum vierzigsten male. Der damalige erste Vorsitzende Herr August Albrecht hielt die Laudatio zum Jubiläum. Es wurden langjährige Vereinsmitglieder geehrt. In der Mitgliederversammlung am 28. Februar 1982 wurde Fritz Utz zum ersten Vorsitzenden des Kleingartenvereins gewählt. Im Versammlungsprotokoll zu dieser Mitgliederversammlung, welches an das Vereinsregistergericht gesandt wurde, findet sich unter Punkt 8 der Tagesordnung folgender Eintrag: „Änderung der Satzung: Auf der Titelseite der Satzung ist zu ändern, das Wort Kleingärtnerverein in Kleingartenverein. Vor den Buchstaben e.V. in der Überschrift, ist die Jahreszahl 1941 zu setzten.“ Es folgen noch drei andere Einträge. Als Abschluß steht dann: „Durch den Beschluß der Hauptversammlung ergibt sich ein neuer Name des Vereins. Er lautet: Kleingartenverein Heidelberg-Wieblingen 1941 e.V.. Die Änderung wurde beschlossen mit Stimmen: einstimmig“.
Am 30. November 1991 wurde dann unter der Leitung des damaligen ersten Vorsitzenden Herr Rudi Fagherazzi das 50-jährige Jubiläum des Vereines gefeiert. Ebenfalls 1991 wies der Gemeinderat das Gelände in der Gabel als Industriegelände aus. Und das Gelände der Anlage am neuen Friedhof wurde als Erweiterung des neuen Friedhofes benötigt. Bereits bei der Vergabe der Gelände der Anlagen „In der Gabel“ und am neuen Friedhof war bekannt, das diese Anlagen keine Kleingartendaueranlagen waren. In einem Schreiben vom 21. April 1992 des damaligen ersten Vorsitzenden Horst Böhner an die damalige Oberbürgermeisterin Frau Beate Weber beklagte sich Böhner über die Unsicherheit um den Verbleib der Anlagen Friedhof und Gabel. In den folgenden Jahren gab es viele Besprechungen, Diskussionen, Vorschläge und Planungen zu dieser Angelegenheit. Eine Planungen sah vor, das Ackergelände zwischen der Autobahn und der Umgehungsstraße als Sport- und Kleingartengelände zu nutzen. (Wieblingen West). Aber die Stadt konnte das Gelände nicht pachten oder kaufen. Ein anderer Plan sah eine Erweiterung des Geländes Wieblingen Nord vor (Wieblingen Nord II). Unser Verein sollte zu dem dortigen Verein der Gartenfreunde Wieblingen Nord e.V. zugeschlagen werden, was heftige Proteste seitens unseres Vereines hervorrief. Zum Glück wurde dann das Gelände am neuen Friedhof doch nicht benötigt.
1998 wurde dann das Gelände der heutigen Anlage Neckaraue als Ersatz für die Anlage „In der Gabel“ gefunden. Hier sollten 86 Parzellen erschlossen und mit Wasser und Strom versorgt werden. Bereits im Oktober 1999 konnte die damalige Oberbürgermeisterin Frau Beate Weber im Beisein des Bürgermeisters Herrn Thomas Schaller und des ersten Vorsitzenden Horst Böhner den ersten Bauabschnitt der neuen Gartenanlage „In der Neckaraue“ an den Kleingartenverein übergeben. Bis Ende 2002 waren dann alle 86 Parzellen erschlossen und vergeben.
2000 bis heute
Vereinsheim
Da durch die Verlagerung der Anlage „In der Gabel" in die Anlage „In der Neckaraue“ das dortige Vereinsheim wegfiel und das Vereinsheim „Am neuen Friedhof“ zu klein war, kam bereits beider Planung der Anlage „In der Neckaraue“ der Wunsch auf, hier ein neues größeres Vereinsheim zu bauen. Dieses neue Vereinsheim soll nach Fertigstellung gemeinschaftlich von allen Pächtern der Gartenanlagen benutzt werden. Es soll dann nur noch ein Vereinsheim des KGV Heidelberg-Wieblingen 1941 e.V. geben. Beim Anlegen der Gartenanlage „In der Neckaraue“ wurde dann eine Fundamentplatte aus Beton für ein neues Vereinsheim gegossen. Die Bauplanung erstreckte sich über die Jahre 2008/2009 hinweg, erst nachdem etliche organisatorischen Fragen gelöst waren, wurde am 23. April 2009 der Antrag zum Baubeginn bei der Stadt Heidelberg gestellt. Der Baufreigabeschein wurde am 17. Juni 2009 erteilt. Es konnte also endlich losgehen. Einige Bilder von den Bauarbeiten gibt es übrigens in der Abteilung BILDERGALERIEN auf dieser Homepage.
Am 23. April 2010 konnte das Richtfest gefeiert werden. Im Jahr 2011 stand dann der 70te Geburtstags des Vereins an. Da das neue Vereinsheim im fortgeschrittenen Rohbau fertig, die Fenster, Türen, Strom, Wasser und die Küche eingebaut waren, wollten wir das Jubiläum in diesem Heim feiern. Dazu benötigten wir eine Sondergenehmigung der Stadt, die uns auch dann mit einigen Auflagen erteilt wurde. Am 17. September 2011 hatten sich dann zahlreiche Mitglieder unseres Vereines eingefunden. Als Ehrengäste konnten wir begrüßen: die Stadträtin Dr. Ursula Lorenz (als Vertreterin des Oberbürgermeisters Dr. Eckart Würzner), Bürgermeister Wolfgang Erichson (Leiter des Dezernates IV, zuständig auch für das Landschafts- und Forstamt), den Amtsleiter des Landschafts-und Forstamtes, Dr. Ernst Baader sowie Stadtrat Thomas Krczal. Weitere Ehrengäste waren vom Bezirksverband der Gartenfreunde Heidelberg e.V., Peter A. Stadler, vom Stadteilverein Heidelberg-Wieblingen die zweite Vorsitzende Karin Schindler sowie die Schriftführerin Frau Anne Wacker.